Uli König zu IT-Ausstattung und mangelnde Internetkapazitäten bei der schleswig-holsteinischen Polizei

Innenminister Breitner hat uns heute im Innen- und Rechtsausschuss berichtet, wie der Stand der Internetzugänge der Landespolizei ist. Das Ergebnis hat mich überrascht.

Die Polizei im Land geht nicht direkt über die normalen PCs ins Internet, da diese auch Zugriff auf das INPOL Netz haben.

Der Internetzugriff ist über eine Terminalserver Lösung der Firma Citrix gelöst. Das Land hat hier eine Serverfarm bei Dataport mit 600 Lizenzen für gleichzeitige Einwahlen für 120.000€ pro Jahr eingerichtet. Diese 600 Lizenzen sind bei Stichproben bis zu 80% ausgelastet gewesen. Das Hauptproblem scheint nicht die Geschwindigkeit nach der Einwahl zu sein, sondern die Einwahl in den Terminalserver. Diese dauert, nach angaben des Ministers, 2 ½ Minuten im Durchschnitt und 7-8 Minuten, wenn es mal länger dauert. Bei Inaktivität werden Sitzungen beendet. Das heißt, es bleibt auch nicht nur bei einer Einwahl pro Tag.

Meine Meinung dazu:

Eine Polizei ohne brauchbaren Internetzugang ist im Internetzeitalter nicht mehr zeitgemäß. Interneteinwahlzeiten von 2 ½ Minuten im Durchschnitt sind nicht akzeptabel.

Eine künstliche Verknappung von gleichzeitigen Internetsitzungen auf 600 durch die Lizenzpolitik des Softwareherstellers für 120.000€ pro Jahr ist nicht hinnehmbar. Bei Überschreitung der 600 gleichzeitigen Einwahlen, kommen andere Polizisten nicht mehr ins Internet.

Ich fordere eine offene Lösung ohne künstliche Verknappung der gleichzeitigen Internetzugriffe.

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2 Kommentare

  • 1
    27. Februar 2013 um 19:54 Uhr

    Tja, so schaut es leider aus. Absolut realitätsfern – dazu werden noch bestimmte Inhalte/Funktionen deaktiviert, da u.a. die Bandbreite und die Anbindung der Dienststellen stark eingeschränkt sind. Oder auch die Meinung bei Führungskräften herrscht, dass Internetnutzung, Betrachtung von Videos, etc. nichts mit Polizeiarbeit zu tun hätte und man sowas nicht bräuchte.

    Nächster Punkt wären die Ausstattung mit ausreichend vielen und mit sinnvoller Software ausgestatteten freien Rechnern, damit u.a. von Anzeigenden mitgebrachte Datenträger/Sicherungen von Webseiten/Emails, etc. überhaupt ausgewertet werden können. Momentan gibt es solche PCs für die Auswertung nur bei ausgewählten Dienststellen – mit langen Warteschlagen, fehlender Software, etc. Versuchen Sie mal mit einem mitgebrachten USB-Stick mit gesicherten Mails, Webseiten, etc auf eine beliebige Polizeistation zu gehen, um Anzeige zu erstatten – es wird nicht möglich sein, dies direkt mit anzuschauen und zu bewerten.

    Oder das auch im Jahr 2013 Ermittlungsakten ausgedruckt werden, da Gerichte und StA keine digitalen Akten kennen…

    Oder das Ausdrucken mehrerer 100 Seiten an Logfiles für das Gericht…

    Oder das es im Jahr 2013 immer noch keine Möglichkeit für Polizeibeamte in S-H gibt, verschlüsselte E-Mails (PGP/MIME) zu verschicken/zu empfangen…

    Oder das im Rahmen von Reinvestitionen jährlich zig funktionsfähige PCs und Monitore zentral weggeschmissen (!) werden, anstatt diese bspw. zunächst an Dienststellen zu geben, die noch gar keinen freien PC haben.

    Anstatt in eine zeitgemäße Ausstattung und Ausbildung zu investieren, wird dann lieber der Wunsch nach gefährlichen rechtlichen Monstern wie der VDS voran getrieben. Die VDS bräuchten wir nicht, wenn alle Polizisten so ausgestattet und ausgebildet wären, dass sie zeitnah (!) selbst und direkt die Ermittlungen durchführen könnten. Das sehen auch viele Ermittler so – ist aber politisch nicht gewollt.

    In anderen Staaten ist man da schon viel weiter, so dass jeder Polizeibeamte in der Lage ist, digital zu ermitteln, anstatt einige wenige Spezialisten auszustatten.

  • 2
    Proofy
    27. Februar 2013 um 22:36 Uhr

    Kann da Freifunk nicht helfen?