Uli König: Internetsucht gibt es gar nicht!

Uli König

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung fordert, die Abhängigkeit vom Internet als eigenständige Krankheit anzuerkennen. Der Piraten-Abgeordnete Uli König kritisiert die von der Drogenbeauftragten in Auftrag gegebene Studie [1] scharf und erklärt: „Die Forderungen von Frau Dyckmans haben nichts mit der Lebenswirklichkeit von Millionen Menschen in der Bundesrepublik zu tun. Ist ein Smartphone-Besitzer etwa krank, nur weil er durch sein Handy 24 Stunden am Tag mit dem Internet verbunden ist?“

Nach der Logik der Drogenbeauftragten müsse man dann wohl bald auch Fernseh-Süchtige und Fußball-Süchtige als Krankheitsbilder definieren, meint MdL König: „Hier wird völlig außer Acht gelassen, dass ein erheblicher Teil der Menschen in unserem Land ganz selbstverständlich online sind. Das Internet ist ein Kommunikationsmedium, das zu einem Teil ihres Lebens geworden ist. Das hat in den meisten Fällen nichts mit Krankheit zu tun.“

Selbstverständlich gebe es junge Menschen, die zeitweilig tage- oder wochenlang mit Online-Spielen verbringen würden, räumt der Abgeordnete König ein: „Aber sehr häufig endet das exzessive Interesse dieser Jugendlichen am Gaming auch genauso plötzlich, wie es begann. Dann tauchen vielleicht neue Freunde oder ein anderes Hobby auf – und der Spuk ist wieder vorbei. Hier von einer ‚Internetsucht‘ zu sprechen ist eine maßlose Übertreibung.“

Uli König ist Vorsitzender des Petitionsausschuss im Schleswig-Holsteinischen Landtag. 

[1] http://www.drogenbeauftragte.de/presse/pressemitteilungen/2012-04/jahrestagung-der-drogenbeauftragten-2012.html

18 Kommentare

18 Kommentare

  • 1
    Anonymous
    11. Oktober 2012 um 03:25 Uhr

    So sehr ich die Piratenfraktion auch mag, aber dieser Artikel ist Hohn für viele betroffene Menschen die ich kenne. Einer von diesen war ich über Jahre hinweg selbst und ich finde es eine Frechheit ein stetig ansteigendes Problem klein zu reden. Es gibt nunmal Online-Spielsucht, Onlinesucht und Chatsucht …. Wer dieses leugnet sollte sich besser informieren oder warum gibt es immer mehr Schwerpunktkliniken in Deutschland? Eines der ersten Therapieangebote gab es sogar in Schleswig-Holstein. Ich kann nur hoffen das schnell eine Relativierung dieses Artikels kommt.

  • 2
    Anonymous
    11. Oktober 2012 um 03:30 Uhr

    Nachtrag: Wenn selbst die CDU mittlerweile wie in der Stellungnahme zu dieser Äußerung kapiert worum es wirklich geht, sollte man sich fragen, warum sich die Piraten nun auch noch ihre Heimatfelder wegnehmen lassen.

    Es wäre so wichtig etwas gegen Onlinesüchte zu tun, durch z.B. Medienkompetenz. Aber der große Uli König fühlt sich ja angegriffen, weil er keine 2 Minuten ohne sein Handy kann.
    Sollte nicht ganz schnell eine Distanzierung von dieser Meldung durch wen auch immer kommen, werde ich nächste woche meinen Piraten-Ausweis zerschneiden.

  • 3
    Anonymous
    11. Oktober 2012 um 08:50 Uhr

    Lieber unbekannter Pirat, vielen Dank für Deine Anmerkungen. Selbstverständlich nehmen die Abgeordneten der Piratenfraktion die von Dir geschilderten Probleme ernst und setzen sich dafür ein, dass betroffenen Menschen individuelle Hilfsangebote zur Verfügung gestellt werden. Es ging dem Piraten-Abgeordneten König in der gestrigen Pressemitteilung nicht darum, diese Problematik in Abrede zu stellen. Fragwürdig schien ihm allerdings die Fragestellung in jener Untersuchung, auf die sich die Drogenbeauftragte der Bundesregierung beruft. Auch hält es der Abgeordnete König für problematisch, unzählige Menschen die ganz bewusst und selbstverständlich „online leben“, durch die Definition eines Krankheitsbildes indirekt herabzusetzen. Mit solchen Klassifizierungen werden keine Probleme gelöst, sie suggerieren vielmehr den Eindruck, das Internet-affine Menschen entweder krank sind oder in der Gefahr stehen, krank zu werden.

  • 4
    Jacky Neiwel
    11. Oktober 2012 um 12:52 Uhr

    Genau, denn Leute die 3 Stunden am Tag online sind, zeigen keinesfalls ein krankhaftes Verhalten. Es ist ja auch nicht krankhaft sich jeden Abend 2 Stunden (die Länge eines Spielfilms) vom Fernsehn berieseln zu lassen. Was ein Gefahrenpotenzial im Internet in sich birgt, findet man genauso 1:1 im täglichem Leben: Geltungssucht, Selbstvertrauen, Leute unterwerfen. Dies sind essentielle Dinge des menschlichen Denken und Handelns. Dass man sie im Internet besser ausübern kann, als im realem Leben-da kann das Internet nichts für. Der erfolgreiche Skatspieler hatte früher die selben Probleme.

    Ich persönlich bin viel im Internet um mich dort zu bilden und aus Freude an der komplexen Kommunikation. Kein Mensch auf der Welt hätte diese Interessen JEMALS als krankhaft bezeichnet, bevor man dies tun konnte, ohne sich bei nem Cafe oder in irgendner Kneipe am Stammtisch zu treffen.

    Die Etablierten merken, dass wir jungen Leute diskutieren und dass es dort um viel mehr geht, als was Gutti, Wulffi, oder Steini so tun. Unsere Gespräche sind essentiell und bleiben teils für immer an Ort und Stelle. Vllt. verlieren wir dann irgendwann mal das Interesse an dem Benebelungsblatt BILD, muss die Politik befürchten. Die Etablierten müssen schlicht befürchten, dass sie schon bald nicht mehr gebraucht werden, weil man sich fortan problemlos selbst um seine Probleme kümmern kann, weil man das Große Ganze verstanden hat und nicht mehr einsieht jemanden dafür zu bezahlen, dass er die schwierigen Aufgaben für einen übernimmt

  • 5
    Anonymous
    11. Oktober 2012 um 13:59 Uhr

    Die Überschrift des Artikels alleine zeigt mal wieder das König einen Fehltritt nachdem anderen begeht. Er schadet der Fraktion durch sein Handeln. Die Überschrift alleine zeigt das er sich mit dem Thema nicht beschäftigt hat. Warum keine seriöse Überschrift?

  • 6
    Anonymous
    11. Oktober 2012 um 14:15 Uhr

    Ganz ehrlich: Die Überschriften von Pressemeldungen in der Piratenfraktion werden durch die Pressestelle festgelegt. Den Abgeordneten König trifft auch in dieser Frage keine Schuld.

  • 7
    Jacky Neiwel
    11. Oktober 2012 um 15:03 Uhr

    Die Piraten haben festgestellt, dass sie provozierende Überschriften brauchen um überhaupt noch in der Presse Erwähnung zu finden. Noch vor 2 Monaten waren die Überschriften allesamt wesentlich milder verfasst und da hat sich kein Schwein dafür interessiert.

  • 8
    Martin Drees
    11. Oktober 2012 um 17:07 Uhr

    Natürlich stellt die Abhängigkeit vom PC/Internet eine Krankheit dar und es tut dringend Not, dass dies allgemein anerkannt wird, um Betroffenen leichteren Zugang zu Behandlungsmöglichkeiten zu verschaffen. Die bisher genutzte Diagnose „Störung des Selbststeuerungs- und Beziehungverhaltens“ (ICD 10 F 68.8) ist leider nur eine notdürftige Krücke.
    Natürlich ist nicht das Internet oder das Smartphone das Problem, genauso wenig wie die Defintion der Erkrankung nur über die Nutzungsdauer erfolgen kann. Dennoch kann niemand ernstlich bestreiten, dass es eine stetig wachsende Zahl von – vor allem jungen männlichen – Menschen gibt, die ohne professionelle Hilfe von außen nicht mehr in der Lage sind, ihren Alltag zu bewältigen oder ihre elementaren Grundbedürfnisse (Arbeit, Ernährung, soziale Kontakte) zu befriedigen. Neben den persönlichen Schicksalen im sozialen bzw. familiären Umfeld entstehen so auch zunehmend gesellschaftliche Kosten, z. B. über die Eingliederungshilfe. Fachleute gehen bei Betroffenen von ca. 60 % Gamern, 30 % Chattern und ca. 10 % Surfern aus. Kliniken wie die AHG Klinik Münchwies oder die Fachklinik Nordfriesland hätten ihre Behandlungskonzepte sicherlich nicht entwickelt, wenn kein wachsender Bedarf bestehen würde.
    Es ist doch sehr schade, dass gerade aus der Piratenfraktion solch ein unqualifizierter Text wie der von Uli König kommt, bietet das Thema doch einen ausgezeichneten Ansatzpunkt, sich inhaltlich zu profilieren. Das Problem zu negieren oder klein zu reden, hilft jedenfalls nicht weiter. Wie wärs z.B. mit einem Konzept zur Förderung von Medienkompetenz an Schulen, Förderung von therapeutischen Behandlungsmöglichkeiten, Selbsthilfegruppen u.v.m. ?

  • 9
    Jacky Neiwel
    11. Oktober 2012 um 17:29 Uhr

    Medienunterricht an Schulen steht so weit ich weiß sogar im Wahlprogramm.

    Das Internet zu verfluchen hilft auch nicht weiter. Das beste Konzept für eine abwechslungsreichere Freizeitgestaltung ist eine gute Alternative, und die gibt es nicht. Sport impliziert Unfälle, die kann sich ein Arbeitnehmer heutzutage eigtl. nicht mehr leiste, vor wenigen Jahrzehnten noch waren die Kneipen voll um sich mit anderen zu unterhalten, da waren die Leute auch nicht „Kneipensüchtig“ sondern Alkoholiker. Ein Spielhallenbesucher ist „Spielsüchtig“ wenn er es übertreibt, nur beim Internet soll auf einmal der Ort der Ausübung den Namen der Sucht bestimmen?

    Das überzeigt mich nicht, und dich sicherlich auch nicht, also nenn es auch nicht so.

    • 10
      Martin Drees
      12. Oktober 2012 um 13:48 Uhr

      Für Piraten ist das Internet oder der PC imho ähnlich identitätsstiftend wie für die ersten Grünen der Bioladen.
      Wenn nun eine Drogenbeauftragte ihren Bericht abliefert, ist es natürlich wichtig, wenn sich Piraten zu der Thematik äußern. Und egal ob man das Kind jetzt PC-Sucht, Online-Sucht oder wie auch immer nennt, ein gesellschaftliches Problem ist es auf jeden Fall. Von Politikern erwarte ich konstruktive Lösungsansätze und keine beschönigenden Abwehrreaktionen.
      Und so schlecht scheint Uli König die Überschrift ja nicht zu gefallen, denn andernfalls wäre sie wohl inzwischen nicht mehr da…

      • 11
        Jacky Neiwel
        13. Oktober 2012 um 23:58 Uhr

        „Eine Zensur findet nicht statt“ ist aus dem Grundgesetz, so viel zu -stünde nicht mehr da-

        Wenn sich die Leute online statt auf der Straße prügeln, ist das eine gesellschaftliche Chance statt ein Problem.

  • 12
    Farm
    11. Oktober 2012 um 18:53 Uhr

    Mich würde die wissenschaftliche Studie interessieren auf die man sich hier stützt. Ich kenne bisher nur einen haufen Studien die ganz klar sagen das es eine Onlinesucht gibt.
    Was die Überschrift angeht, für die ist der Abgeordnete selbst verantwortlich, wenn er die PM so abnickt.
    Aber es ist schon klar das Piraten die 24/7 online sind, sich angegriffen fühlen wenn man ihnen sagt das sie durchaus süchtig sein könnten. Warum musste Angelika als es zum Bootcamp ging explizit darum bitten das Smartphones ausbleiben?
    Es ist einfach schade wie das Bild einer Partei für Medienkompetenz steht, durch solch unqualifizierte und nicht belegte Aussagen zerstört wird. Es bleibt zu hoffen das es eine Einzelmeinung ist.
    Wobei halt man kann ja ganz viel Geld sparen wenn man einfach leugnet das es Onlinesucht gibt, weil man ja dann keine Therapiekosten hat.

  • 13
    Jacky Neiwel
    11. Oktober 2012 um 21:04 Uhr

    Frau Beer hat nicht explizit darum gebeten, es war mehr Einvernehmen. Die anderen 5 haben es mehr oder weniger als selbstverständlich angesehen und einer der 6, ich glaube Torge wars, konnte sich nur schwer von dem Ding trennen, hat es aber dennoch gern getan.

  • 14
    ma.willner
    18. Oktober 2012 um 10:58 Uhr

    Alleine der Fragen-Katalog ist ein schlechter Witz, von den 15 Punkten muss ich 10 berufsbedingt mit „ja“ beantworten!

  • 15
    N3tzRak
    28. Oktober 2012 um 23:56 Uhr

    Diese Postings von Leuten die irgendwelchen Mist aus den Mainstream Medien nachplappern, sind schon extrem schräg. Was soll denn bitte „Internetsucht“ sein? Das würde ja bedeuten, ich mach den PC an, öffne den Browser und dann was? Starre dann ein paar Stunden darauf? Ist ja wohl eher so, das bestimmte Leute etwa „Warcraft“ exessiv spielen. Die mögen dann „Spielsüchtig“ sein. Obwohl der Begriff im allgemeinen etwas anderes bedeutet. Oder sie hängen ewig bei „Facebook“, was man dann als „Facebooksüchtig“ bezeichnen könnte. Aber „Internetsucht“ ist in etwa so zielführend wie einen Trinker als „Glasüchtig“ zu bezeichnen.

  • 16
    TT
    31. Oktober 2012 um 17:51 Uhr

    Vor ein paar Monaten hätte ich noch gesagt, klar ist das eine Sucht die benannt werden muss. War ja selbst mal betroffen. Der Blick auf psychologische Aspekte im Verhalten von Menschen war mir da aber noch versperrt.

    Jeder Mensch hat Neurosen in unterschiedlicher Ausprägung, die sich manchmal in selbstzerstörerischer Handlung äußert. Entscheidend ist nicht die Benennung der Krankheit an sich, sondern eine Auseinandersetzung mit den Ursachen: Leistungsdruck, Narzissmus, Kinderheitstraumata, Persönlichkeitsanlagen usw. Die Benennung eines Krankheitsbildes ist nur in Hinsicht auf Gefahren relevant, dass sprachlich wiedermal Bilder und Vorurteile in den Köpfen der Menschen erzeugt werden.

    Und der Hinweis auf die Medienkompetenz wär auch ganz gut gewesen.