Beschränkungen abschaffen: PIRATEN stoßen Diskussion um „Meisterzwang“ für Handwerksbetriebe neu an

Die PIRATEN wollen die Gründung und Übernahme von Handwerksbetrieben durch Abschaffung des sogenannten „Meisterzwangs“ erleichtern. Eine entsprechende Bundesratsinitiative beantragt die Piratenfraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag. Antrag der PIRATEN im Wortlaut: http://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl18/drucks/1900/drucksache-18-1976.pdf In Zukunft sollen alle Kunden selbst entscheiden können, ob sie einen Meisterbetrieb beauftragen oder auf die Meisterqualifikation verzichten. Konkret wollen die PIRATEN die europaweit so nur noch in Deutschland und Luxemburg geltende Meisterpflicht zunächst für 12 „ungefährliche“ Handwerke wie Friseure oder Maler streichen. Für „gefahrgeneigte“ Handwerksberufe wie Elektrotechniker soll sie in einem zweiten Schritt durch einen Befähigungsnachweis abgelöst werden.

Der Abgeordnete Dr. Patrick Breyer erläutert: „Die Abschaffung des so genannten ‚Meisterzwangs‘ erleichtert Handwerkern den Weg in die Selbständigkeit und verspricht Arbeitsplätze zu schaffen. Mehr Wettbewerb im Handwerk bedeutet für die Kunden einen besseren Service und niedrigere Preise. Die soziale Marktwirtschaft bildet die Grundlage für einen freien Zugang zu Märkten und Leistungen. Der Meisterzwang durchbricht dieses Prinzip und bevormundet Anbieter wie Verbraucher.

Dass die organisierten Meisterbetriebe und ihnen folgend die etablierten Parteien am Meisterzwang festhalten wollen, entspringt einer mittelalterlichen Stände-Vorstellung. Wegen vielfacher Ausnahmen und verbreiteter Schwarzarbeit und Eigenleistungen läuft der Meisterzwang schon heute oftmals leer. Auch zur Sicherung von Ausbildungsplätzen gibt es bessere Instrumente wie eine Abgabe für nicht ausbildende Betriebe. Für uns PIRATEN muss die Freiheit an erster Stelle stehen: die Gewerbe- und Niederlassungsfreiheit für Selbständige ebenso wie die Wahlfreiheit für Verbraucher, die am besten selbst über ihre Bedürfnisse und Anforderungen entscheiden können.“

Hintergrund: In 26 von 28 EU-Ländern gibt es keine vergleichbare Meisterpflicht. Laut Empfehlung der EU-Kommission könnte Deutschland prüfen, ob die Meisterpflicht „in allen Fällen weiterhin gerechtfertigt ist, und ob es zielführendere Möglichkeiten gibt, um zu gewährleisten, dass die Dienstleistungen sicher bereitgestellt werden“. Dazu sollen die EU-Mitgliedsstaaten in den nächsten zwei Jahren eine gegenseitige Evaluierung ihrer Zugangsbeschränkungen vornehmen. Die etablierten Parteien – von der LINKEN bis zur FDP – wollen sich schon vor Beginn dieses Verfahrens auf ein unverändertes Festhalten an der deutschen Handwerksordnung festlegen. Der deutsche Meisterzwang für die Gewerbeausübung wurde 1935 eingeführt und zuletzt im Jahr 1953 bekräftigt.

(Bild: b.gliwa; Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.5 generisch“ (US-amerikanisch) lizenziert.)

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1 Kommentar

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    freier Handwerker
    12. Juni 2014 um 11:15 Uhr

    Bravo!
    Die Piraten setzen sich mehr und mehr eindeutig und präzise gegen den Meisterzwang ein, obwohl es zu den unbeliebtesten „heißen Eisen“ gehört, den da legt man sich mit den Ständevertretungen im Handwerk an.
    Wir freien Handwerker werden gerade im Kreis Ost-holstein mit einer Sonderermittlungsgruppe „gejagt“ obwohl wir Steuern und Sozialabgaben zahlen, aber eben keinen EIntrag in die Handwerksrolle haben. Die örtlichen Kreishandwerkerschaften bekämpfen die freie Konkurrenz mit Kontrollen und völlig überzogenen Ermittlungsmethoden. Hausdurchsuchungen, Amtsanmaßung, Verleumdung ua sind an der Tagesordnung.
    Die Berufsfreiheit ist in Deutschland im Handwerk stark eingeschränkt.

    Wir raten allen Handwerkern sich solche Ermittlungsmethoden nicht gefallen zu lassen und umgehend sich Hilfe vom Berufsverband unabhängiger Handwerkerinnen und Handwerker (www:buhev.de) einzuholen.

    Gruß von den Bremer Böhnhasen im BUH e.V.