Diskussion in der Arche Warder: Schleswig-Holstein braucht einen Tierschutzbeauftragten

Am Dienstag, den 04. Oktober, fand auf Einladung von Angelika Beer im Namen des „Runden Tisch Tierschutz“ gemeinsam mit dem Deutschen Tierschutzbund  eine Diskussionsrunde statt. Am 8. Juli diesen Jahres war beim ersten Runden Tisch noch die Frage gestellt worden: Braucht Schleswig-Holstein einen Tierschutzbeauftragten? Da die Antwort im Ergebnis ‚ja“ lautete, wurde diesmal mit Experten die Anforderungen an diese Stelle diskutiert. Insbesondere in der Nutztierhaltung und im Tiertransportwesen gibt es in unserem schönen Bundesland nämlich noch einiges nachzuholen.

Passend zum Thema fand das Event in idyllischer Atmosphäre in der Arche Warder statt. Der Tierpark in der Nähe von Kiel bietet einer Vielfalt von alten Haus- und Nutztierrassen ein Zuhause in artgerechter Haltung. Die Arche Warder ist ein Schutzprojekt zur Erhaltung der Agro-Biodiversität.
Ob Gänse, Esel oder schwimmende Schweine – in der Arche Warder steht die Tier-Mensch- Interaktion im Vordergrund. Die rund 30 Teilnehmer des Runden Tisches nahmen die Gelegenheit wahr, die Vielfalt ausgewählter Haus- und Nutztierrassen unter strahlendem Herbstsonnenschein und bei einer Führung mit Fütterung hautnah kennenzulernen.

Neben Tierärzten, Vereinen und Verbänden, die sich rund um das Thema Tierschutz und Artgerechte Haltung engagierten, beteiligte sich auch Dr. Michaela Dämmrich, die als unabhängige Landestierschutzbeauftragte Niedersachsen eingesetzt ist, an der Diskussionsrunde. Aus Erfahrung weiß sie, dass der Bedarf groß ist und Veterinärämter häufig nicht über ausreichende Kapazitäten verfügen, um regelmäßige Tierschutzkontrollen in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung durchführen zu können.

Ebenfalls mit von der Partie: Holger Sauerzweig-Strey vom Deutschen Tierschutzbund Landesverband Schleswig-Holstein e.V. Der seit über 15 Jahren als Vorsitzender engagierte Tierschützer wurde für seine Arbeit schon mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Unter anderem betreut er 18 vereinseigene Tierheime und 22 dem Landesverband angeschlossene Vereine. Er verdeutlichte, dass die Politik leider häufig kein Verständnis für Tierschutzbelange hat. Zudem ist die Verbandsarbeit primär auf ehrenamtliche Tätigkeiten angewiesen, die immer wieder eine Benachteiligung für Berufstätige darstellt.

Die SPD-Bundestagsabgeordnete und Tierärztin Dr. Karin Thissen bestätigte, dass vorhandene Kommunikations- und Organisationsstrukturen auf Bundesebene Defizite aufweisen und die Integration neuer Maßnahmen für den Tierschutz zudem durch Lobbyarbeit stark erschwert wird. Unter diesen Umständen ist ein Tierschutzbeauftragter, der Rückschlüsse auf die landwirtschaftliche Nutztierhaltung ziehen und für die Öffentlichkeit transparent machen kann, unbequem.

Der Direktor des Tierparks Arche Warder, prof. Dr. Dr. Kai Frölich, sieht die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Diskurses zum Thema Tierwohl. Zudem erinnerte er daran, dass der Umfang der Tätigkeiten eines Tierschutzbeauftragten auf ehrenamtlicher Basis nicht zu leisten sei. Um den Tierschutz effektiv und nachhaltig umsetzen zu können, müssen ausreichend Mittel bereitgestellt werden. Dadurch würde der Beauftragte auch die Möglichkeit haben, unabhängig zu agieren, was in seinen Augen unabdingbar ist. Auch die Komplexität der verschiedenen Themenbereiche und die sich ständig verändernde Gesetzgebung stellen eine besondere Herausforderung dar.

Diskussionsleiterin Angelika Beer zeigte sich zufrieden. Die Diskussion bot auch dieses Mal  durch seine Teilnehmer aus verschiedensten Bereichen des Tierschutzes ein fruchtbares Forum. Die Ausgestaltung der Stelle eines Tierschutzbeauftragen für Schleswig-Holstein nimmt somit immer mehr Gestalt an. Unsere Abgeordnete resümierte den Abend mit den Worten: „Die PIRATEN werden die aufgenommenen Anregungen in eine entsprechende Initiative einfließen lassen. Es war schön, im Gespräch mit den Experten mal wieder festzustellen, dass Tiere sehr wohl eine Lobby haben. Wir werden uns bemühen, auf parlamenterischer Ebene unseren Teil beizutragen.“

Hier eine kurze Filmreportage:

 

 

 

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